Bei Chablis trennen sich manche Geister: Die Einen stolpern
über die ausgeprägte Mineralität der Chardonnays, andere
lieben dies geradezu. Eines ist klar: Noch immer hinkt der
Ruf der tatsächlich in Chablis zu findenden Qualität
hinterher. Obwohl bereits längere Zeit zwei Namen die
Chablis-Region nicht nur überragen, sondern die Weinwelt
aufweckt: Ravenau und Dauvissat. Doch immer mehr drängen
sich andere Namen in diese Phalanx. Seit dem Jahrgang 2010
hat sich nun auch der Franco-Kanadier Patrick Piuze (*1973)
in der Bel Étage des Chablis eingenistet. Vor Jahren traf
er im Skiurlaub auf den grossen Visionär des Rhônetals:
Marc Chapoutier. Der Virus war gesetzt: Patrick Piuze wurde
zum Weinverrückten. Oversea-Weinreisen folgten, bis er 1997
in Montréal eine Weinbar eröffnete. Doch es zog ihn immer
näher dorthin, wo's ums wirkliche Kennen des Weins geht.
Als Rucksacktourist blieb er 2000 beim Olivier Leflaive in
Puligny-Montrachet hängen. Dann ging alles schnell:
Erntehelfer, Weinbergsarbeit, Kellermeister, Winzer. Was
bei Olivier Leflaive, Jean-Marie Guffens von Verget, Jean-
Marc Brocard im Maconnais begann, machte ihn 2008 zum
Herren eines eigenen, winzigen Weinguts. Der steile
Aufstieg des Ausnahmewinzers Patrick Piuze konnte beginnen.
Sein Rezept ist einfach, aber konsequent und penibel genau
umgesetzt: Nur Trauben aus 60 und mehr Jahre alten Reben,
die in ausgewählten Weinbergen organisch bis biodynamisch
bearbeitet werden, um die Lagencharakteristika so präzis
wie möglich zum Tragen zu bringen. Ein sehr zurückhaltender
Neuholzeinsatz ermöglichen Terroirweine von grosser
Reinheit, Klarheit und Eleganz sowie mit herausragender
Frucht, Frische und Mineralität. So geschieht's, dass der
Quereinsteiger innert weniger Jahren nicht nur entzückende,
preiswerte Einstiegsweine, sondern auch Meilensteine an
Chablis-Weinen schafft: im 1er Cru-Bereich genauso wie bei
den Grand Cru. Welche Parforceleistung.